Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 03/2014 - page 18

Technische Keramik
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Thüringens Wirtschaftsminister Uwe Höhn sieht die Branche Technische Keramik im Frei-
staat auf einem guten Weg. Im Interview mit demWIRTSCHAFTSSPIEGEL spricht er über ih-
ren Anteil an der Thüringer Green-Tech-Strategie, ihre Chancen auf ausländischen Märkten
und die Zukunft des Standortes Hermsdorf.
Technische Keramik ist Teil
der Green-Tech-Strategie
Herr Minister, wenn die Stichworte
Thüringen und Keramik fallen, den-
ken viele Nichtfachleute zuerst an
Porzellan, das ja hierzulande eine gro-
ße Tradition hat. Und bei den wich-
tigsten Branchen fallen einem zuerst
die Automobil-Zulieferer und die
Kunststoffverarbeiter ein. Aus Sicht
Ihres Ministeriums: Welche Bedeu-
tung hat die Branche der Technischen
Keramik für Thüringen und wie schät-
zen Sie deren Zukunftsfähigkeit ein?
Laut dem „Trendatlas Thüringen“ ge-
hört die Branche zu den Wachstumsfel-
dern in Thüringen. Der Bereich Kunst-
stoffe und Keramik kann bis 2020
sowohl Wertschöpfung als auch Be-
schäftigung deutlich steigern. Schät-
zungen gehen von bis zu 8.000 neuen
Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2020 allein
in Thüringen aus. Abgesehen davon:
Neue Materialien und Werkstofftechno-
logien sind vom Automobilbau bis zum
„grünen“ Bauen nicht mehr wegzuden-
ken. Da die Wettbewerbsfähigkeit der
Wirtschaft in wachsendem Maße von
Energie- und Ressourcenkosten ab-
hängt, sind neue Antworten erforder-
lich. Das Thema Keramik hat dabei eine
zentrale Bedeutung und ist deshalb Teil
der Thüringer Green-Tech-Strategie.
Einer der Schwerpunkte der Arbeit
Ihres Ministeriums ist das Gelingen
der Energiewende in Thüringen. Das
Fraunhofer Institut IKTS in Hermsdorf
beschäftigt sich mit einigen For-
schungsprojekten zu Umwelt- und
Energiethemen. Wie bewerten Sie
das?
Das Thüringer Wirtschaftsministerium
möchte Hermsdorf rund um das IKTS
zum GreenTech-Campus weiterentwi-
ckeln. Die aktuelle Erweiterung des
IKTS mit dem neuen Forschungsbau
passt zu dieser Strategie. Ziel muss es
sein, Forschungsergebnisse im Umfeld
schnell in neue GreenTech-Produkte
und Anwendungen zu überführen. Des-
halb haben wir hier ein anwendungsna-
hes Batterietechnikum gefördert, und
deshalb bemühen wir uns um die An-
siedlung von Unternehmen aus dem
Bereich der Energie- und Umwelttech-
nik. Das Fraunhofer-IKTS ist aber auch
ein Kompetenzzentrum für Brennstoff-
zellensysteme. Die Vereinbarung über
die Gründung eines Joint Ventures zur
Entwicklung und zum Vertrieb preis-
günstiger Brennstoffzellen mit der indi-
schen Mayur REnergy Solutions mit
Hauptsitz in Pune ist ein wichtiges neu-
es Projekt, vom dem auch Hermsdorf
profitieren wird.
Welchen Rat würden Sie den Unter-
nehmen der Branche geben, was ihre
künftige Entwicklung angeht?
Die Unternehmen kennen sich am bes-
ten aus, Ratschläge will ich da nicht ge-
ben. Nur so viel: In der Keramik mit ih-
ren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
geht es darum, frühzeitig innovative
Anwendungen und Felder zu besetzen.
Notwendig ist ein regelmäßiges Scree-
ning von neuen Trends für Werkstoffe
und die Entwicklung von Verbundpro-
jekten. Die enge Vernetzung mit ande-
ren Anwendungsfeldern ist bei einer
solchen Querschnittstechnologie not-
wendig. Der GreenTech-Campus kann
bei der Vernetzung eine unterstützende
Rolle spielen. Eine Herausforderung für
die Branche ist der Export, denn die un-
zweifelhaft vorhandenen Marktchancen
in Schwellenländern sind für kleine und
mittlere Unternehmen nicht leicht zu
nutzen. (tl)
Foto: SPD-Landtagsfraktion
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