Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 03/2014 - page 5

Thüringen vor der Landtagswahl
5
Heike Taubert
.
5 Fragen an: SPD
.
Welches sind für Sie Thüringens größte Stärken
in wirtschaftlicher Hinsicht?
Thüringen hat mit seinen rund 98.000 kleinen und mittelständischen
Unternehmen eine breite und innovative wirtschaftliche Basis.
Gerade in der Automobilbranche, Optikindustrie, Biotechnologie und
Medizintechnik, im Bereich Greentech und umweltfreundliche Ener-
gien gibt es gute Wachstumschancen. Wenn wir die Weichen richtig
stellen, können wir die Wertschöpfung bis 2020 um bis zu 4,4 Mil-
liarden Euro steigern und mehr als 50.000 Arbeitsplätze schaffen.
Viele Firmen sind erfolgreich auf dem Weltmarkt unterwegs mit ih-
ren Produkten „Made in Thuringia“.
Wo hat der Freistaat noch die größten Defizite?
Die starken Seiten Thüringens sind zu wenig bekannt. Daher hat die
Landesregierung eine Standort- und Tourismuskampagne initiiert,
die bundesweit unter dem Slogan „Das ist Thüringen“ wirbt. Der
Freistaat muss mit seinen Stärken werben, will er erfolgreiche
Unternehmen ansiedeln und gut ausgebildete Menschen im Land
halten.
Wirtschaftlich sind wir auf gutem Wege: Seit 2010 haben Unter-
nehmen in Thüringen über vier Milliarden Euro investiert und rund
11.000 Arbeitsplätze geschaffen. Und: Wir sind Spitzenreiter beim
Lohnzuwachs in Deutschland – mit 12,1 Prozent seit 2009. Das set-
zen wir fort. Wir brauchen eine Steigerung bei den Löhnen, Zuwachs
an guten Arbeitsbedingungen und Weiterbildungschancen.
Wie soll es nach Ihren Vorstellungen mit der
Energiewende in Thüringen weiter gehen?
Die Energiewende in Thüringen ist mit einem engagierten Ausbau
der erneuerbaren Energien machbar. Um 2020 ihren Anteil beim
Nettostromverbrauch auf 45 Prozent zu steigern, müssen wir zule-
gen. Gleichzeitig dürfen Verbraucher und Industrie mit den Preisen
nicht überfordert werden. Auch wollen wir bei Dezentralisierung und
Re-Kommunalisierung der Energieversorgung weiterkommen und
Kommunen sowie Bürgerenergie-Genossenschaften unterstützen.
Welche Vorhaben wollen Sie in Sachen
Infrastruktur voranbringen?
Wir brauchen Verbesserungen beim Personennahverkehr. Hier ist zu
wenig passiert – siehe schlechte Taktzeiten zwischen Erfurt, Weimar,
Jena, Gera. Sie orientieren sich nicht am Bedarf von Pendlern,
Studierenden und Touristen. Ein gut organisierter und erschwingli-
cher ÖPNV gehört für uns zur Daseinsvorsorge.
Beim Breitbandausbau konnten wir enorm zulegen – auf eine Ab-
deckung von jetzt 92 Prozent. Hochgeschwindigkeits-Internetan-
schlüsse haben künftig Priorität.
Wenn Sie die nächsten fünf Jahre Regierungs-
verantwortung tragen: Was wird sich 2019 im
Vergleich zu 2014 verändert haben?
Wir wollen ein modernes, sozial gerechtes und weltoffenes
Thüringen. Daher setzen wir bei der Modernisierung der Infra-
struktur, Wirtschaft und nachhaltigen Energieversorgung unseren
Kurs fort. Wir werden den Unternehmen weiter Rückenwind geben,
innovative Firmen und Forschungsinstitute unterstützen – den
Gründer- und Erfindergeist sowie die Kreativbranche stärken.
Ein soziales Thüringen gibt es nur mit fairen Löhnen, guten
Arbeitsbedingungen und gerechten Bildungschancen. Bildung darf
nicht vom Einkommen der Eltern abhängen. Wir wollen gerade den
Nachwuchs fördern, der aus wenig vermögenden Elternhäusern
kommt. Wir wollen dafür sorgen, dass die Menschen Familie und
Beruf gut miteinander vereinbaren können.
Interview: tl, Foto: Delf Zeh
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,...40
Powered by FlippingBook