Wirtschaftsspiegel Thüringen Ausgabe 03/2014 - page 4

Thüringen vor der Landtagswahl
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Christine Lieberknecht
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5 Fragen an: CDU
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Welches sind für Sie Thüringens größte Stärken
in wirtschaftlicher Hinsicht?
Die mittelständische Prägung, eine große Branchenvielfalt und eine
hohe Innovationsfreude in Industrie- und Dienstleistungsbetrieben
machen den wirtschaftlichen Erfolg Thüringens aus. Das war die
Grundlage für fast neun Prozent Wirtschaftswachstum nach der Krise
von 2008/2009. Eine weitere große Stärke sind die in allen Branchen
gut ausgebildeten Fachkräfte: 96 Prozent der Menschen im Freistaat
zwischen 25 und 65 Jahre haben einen Berufsschulabschluss oder
die (Fach)Hochschulreife. Das ist Spitze in ganz Deutschland und die
Grundlage dafür, dass Thüringen erstmals eine niedrigere Arbeits-
losenquote hat als ein West-Bundesland.
Wo hat der Freistaat noch die größten Defizite?
Im Vergleich mit den alten Bundesländern fehlen uns Firmen-
zentralen und Großstrukturen und damit verbunden größere Ent-
wicklungs- und Planungseinheiten. Die in Thüringen oft sehr klei-
nen Betriebe sind flexibel und anpassungsfähig, haben allerdings
häufig nicht genügend Kraft, um Innovations- und Wachstums-
aktivitäten zu entfalten. Sie kämpfen gegen größenbedingte Nach-
teile. Deswegen werden wir unsere Wirtschaftsförderung neu justie-
ren und das Wachstum von Unternehmen im Freistaat stärker
unterstützen. Wir müssen noch stärker in Innovation und Forschung
investieren und dafür sorgen, dass aus guten Ideen auch gute
Produkte und Dienstleistungen werden. Die Patente von heute müs-
sen stärker das Wachstum und die Arbeitsplätze von morgen sein.
Wie soll es nach Ihren Vorstellungen mit der
Energiewende in Thüringen weiter gehen?
Thüringen ist bei der Energiewende auf gutem Weg. In den letzten
zehn Jahren erhöhte sich allein der Anteil Strom aus erneuerbaren
Energien an der Gesamtstromerzeugung von 27 auf 50,4 Prozent.
Das ist auch eine Chance für die Wirtschaft. Aber: Die Energiewende
darf nicht zur Wachstumsbremse werden und die Lebenshaltungs-
kosten weiter nach oben schrauben. Deswegen müssen wir mit
Vernunft und Bedacht prüfen, was wir erreichen wollen und was wir
uns leisten können. Es wäre unklug, wenn wir durch politisches
Handeln unserer Wirtschaft Wettbewerbsnachteile verschaffen und
damit die Basis unseres eigenen Wohlstands gefährden würden.
Welche Vorhaben wollen Sie in Sachen
Infrastruktur voranbringen?
Mit dem Lückenschluss der A71 im kommenden Jahr hat Thüringen
eine der modernsten Verkehrsinfrastrukturen. Aber wir müssen wei-
ter investieren. Jetzt gilt es, das hohe Niveau zu halten und weiter
in unsere Straßen und Schienen zu investieren – flächendeckend in
ganz Thüringen. Dafür brauchen wir einen ausreichend finanzierten
Verkehrsfonds. Ziel sind jährlich 50 Millionen Euro für Investitionen
in unsere Landesstraßen. Die flächendeckende Versorgung mit
Breitband bleibt weiterhin ein vordringliches Ziel.
Wenn Sie die nächsten fünf Jahre Regierungs-
verantwortung tragen: Was wird sich 2019 im
Vergleich zu 2014 verändert haben?
Mein Ziel ist es, dass Thüringen als Wirtschaftsstandort zu den Top-
5-Bundesländern zählt. So können wir auch ein weiteres Ziel errei-
chen: Vollbeschäftigung. Das erreichen wir nicht mit einer Politik ge-
gen die Wirtschaft, sondern nur gemeinsam mit den Unternehmen.
Die Investitionen in Bildung und Forschung werden Thüringen zu
den innovativsten Ländern in Europa machen. Mit einer modernen
Infrastruktur wird Thüringen noch mehr das Drehkreuz der europäi-
schen Wirtschaft sein.
Interview: tl, Foto: CDU
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